Fliegen versus Klimawandel

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Fliegen versus Klimawandel

Welchen Einfluss hat der Flugverkehr auf das Klima? Über das Thema ‚Fliegen versus Klimawandel‘ ist in letzter Zeit sehr viel diskutiert worden, leider allerdings auch recht emotional und oftmals entsprechend unsachlich. Schön dann in der ZEIT einen Artikel zu finden, der das ganze sehr analytisch und faktenbasiert angeht.

Niels Boeing „Verzicht rettet die Welt nicht“

Ein wenig lachen musste ich ja schon, als ich den Namen des Autors sah – ich denke aber nicht, dass er nebenher Flugzeuge baut. Niels Boeing ist Diplom-Physiker, Technikjournalist und Autor. Also jemand, der durchaus als Experte für einen solchen Artikel betrachtet werden kann. Daher betrachtet er im Artikel auch den Gesamtausstoß an CO2 und setzt diesen sehr sachlich ins Verhältnis zur Luftfahrt.

Der weltweite Flugverkehr war 2014 für zwei Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen weltweit verantwortlich, wie Steven Davis von der University of California in Irvine im vergangenen Jahr mit einem 32-köpfigen Forscherteam analysiert hat. Zwei Prozent. Zum Vergleich: Die globale Zementproduktion trug im selben Jahr vier Prozent der Emissionen bei, die weitere Bauindustrie gar zehn Prozent. Haben Sie je einen Appell vernommen, den Wohnungsbau zu stoppen? Selbstverständlich nicht. Niemand würde so etwas fordern. Häuser müssen schließlich gebaut werden, und der Wohnraum ist schon knapp genug.

Niels Boeing in „Verzicht rettet die Welt nicht“ – ZEIT Wissen

Kein Freispruch

Nein, der Artikel ist kein Freispruch für die Luftfahrt. Aber ein Plädoyer dafür, die Tatsachen sachlich anzugehen. Die Luftfahrt ist nicht Klimakiller Nr. 1, wie es gerne propagiert wird – das sind und bleiben die Stromerzeuger. Im Artikel heißt es, 2016 lagen die Treibhausgas-Emissionen aus der Verstromung fossiler Energieträger „in Deutschland bei 83,5 Prozent des gesamten CO₂-Ausstoßes. Ein Fünftel davon entfiel auf die Stromerzeugung mittels Braunkohle.“ Hier müsste man viel eher ansetzen.

Wie gesagt, der Artikel fordert keinen Freispruch, zeigt aber auch gute Alternativen auf. So kann der Verbraucher statt einen Inlandsflug zu nehmen alternativ auf die Bahn wechseln. Auf Herstellerseite wird seit Jahren an emissionsärmeren und effizienteren Flugzeugen gebaut, da die Airlines so Treibstoff einsparen wollen. Aber auch die Airlines haben noch Möglichkeiten, wie zum Beispiel die Anpassung der Flugrouten – den Part fand ich besonders interessant.

Fliegen vs. Klimawandel – kann man das so sagen?

Ich denke nicht dass es etwas bringt, beide Dinge radikal gegenüber zu stellen. Ich fliege selber sehr gern und in einer globalisierten Welt wie heute ist ein Reisen ohne Flugzeug undenkbar geworden. Aber man muss im Sommer halt auch nicht dreimal den Billigbomber nach Malle für ein Wochenende nehmen. Eine differenzierte Betrachtung der eigenen Reisegewohnheiten kann sicher nicht schaden. So muss man ja auch nicht jedes Jahr nach Südostasien fliegen. Einen Ansatz, über den man ruhig mal nachdenken kann, habe ich bei der Facebook-Seite von MARKT gefunden.

https://www.facebook.com/markt.wdr/videos/354666308586470/
Eine Idee für nachhaltiges Reisen

Neben der Betrachtung der eigenen Reisegewohnheiten sollte man aber generell schauen, wo man selbst was gegen den Klimawandel tun kann. Öfter Bus und Bahn als den eigenen Wagen nehmen – falls überhaupt ein eigenes Auto notwendig ist in Zeiten von Car Sharing etc.

Strom aus erneuerbaren Energien ist definitiv besser als verstromte Braunkohle, auch hier gibt es genügend Anbieter.

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